Kapitel 15:
Die unbedachte Flucht vor den Wespen und die gute Fee
Als sie sich vor den Wespen sicher fühlten, machten die Zwergenkinder halt, um Atem zu schöpfen. Doch dieser ungeplante Zwischenfall wurde für sie zum Verhängnis, da sie in die falsche Richtung gerannt waren. Keiner von ihnen war momentan in der Lage zu sagen: Hier geht’s lang. Miti und Titi versuchten die Freunde zu beruhigen. Beide wollten ihnen klar machen, dass es einen Ausweg geben wird. Einige der Kleinen hatten solche Angst und fingen an zu weinen. Hinzu kam an diesem Junitag die Gluthitze und alle, ob Groß oder Klein, litten unter ihr, denn zu diesem Zeitpunkt hatte die Sonne ihren höchsten Stand erreicht und schickte erbarmungslos ihre glühenden Strahlen auf die Erde. Miti meinte: „Wir sind nur durch unser unbedachtes Handeln hier an dieser Lichtung angekommen. Die Sonne steht jetzt genau im Süden und um unseren Ausgangspunkt zu erreichen, müssen wir in entgegengesetzter Richtung gehen. Vor allen Dingen werden wir uns erst mal in den Schatten der Farne begeben und etwas ausruhen.“
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Die Zwergenkinder suchten ein paar Beeren und labten sich an einer Quelle, die in ihrer Nähe sprudelte. Eine Stunde später zogen sie vergnügt weiter. Leider hatte sich Miti vertan. Anstatt die vorgenommene Richtung einzuhalten, stapften sie immer tiefer in den dunklen Wald hinein. Allmählich versank die Sonne hinter den Bergen. Es wurde Nacht. Die kleine, aufgeregte Gruppe war wegen der eingetretenen Finsternis nicht mehr imstande ihren Weg fortzusetzen und so hockten sie sich auf den Boden vor einem Erdwall nieder, um sich vor einer möglichen Gefahr zu schützen. Sie rückten ganz dicht zusammen. Dies gab ihnen das Gefühl nicht alleine zu sein. Das ständige Bemühen den richten Weg zu finden, die lange anstrengende Wanderung hatte die Rasselbande so mitgenommen, dass sie die Augen nicht mehr aufhalten konnten und im Sitzen einschliefen.
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Mitten in der Nacht wurden sie durch einen hellen Strahl aufgeweckt und erschraken als sie eine große Gestalt im Lichterglanz erblickten. Auf dem Kopf trug sie eine kleine mit bunten Edelsteinen besetzte Krone. Ihre langen, blonden Haare hatte sie zu mehreren Zöpfen geflochten und mit goldenen Haarspangen zusammengehalten. Das lange blauseidene Kleid, das sie an hatte, war mit weißen Sternchen übersät und das gab ihr ein engelhaftes Aussehen. Sie sprach zu den Zwergenkinder: Seid nicht bange, ich bin die gute Fee, die nicht weit von hier in einem Wolkenschloss wohnt und erscheine nur, wenn es sehr dunkel ist um Menschen und Tieren zu helfen, die sich des nachts im Wald verirrt haben. Nun, da ihr Euch verlaufen habt, will ich Euch ebenfalls den richtigen Weg zeigen. Ihr müsst jetzt aufstehen und mit mir gehen. Bis zum Morgengrauen habe ich Zeit Euch zu führen. Aber so bald es hell wird, verblasse ich und niemand kann mich mehr erkennen. So gingen sie gemeinsam mit der Fee durch den Wald bis sie an einer Kreuzung kamen, von wo aus die Kleinen in die Irre gelaufen waren. Sie erkannten den Platz, an dem sie gespielt hatten und wussten jetzt, dass sie ihren Wichtelleuten ganz nah waren. Als sie sich umdrehten und der guten Fee für spontane Hilfe danken wollten, war diese verschwunden. Wahrscheinlich war sie vor der aufziehenden Morgenröte geflohen. Da flitzten die Wichtelkinder so schnell sie konnten zu ihren Lieben, die schon sorgenvoll auf sie warteten. Voller Freude fiel man sich in die Arme, trank den selbst gebrauten Tee und vertilgte dazu ganz heimlich und ausnahmsweise Vogeleier.
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Kapitel 16:
Die gefeierte Wiedersehensfreude und die neue Behausung
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