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Kapitel 2:

Die Befreiung

All das merkten glücklicherweise die Gefangenenaufseher nicht, weil sie eben nicht auf die Tiere achteten. Die scharf bewachten Gefangenen erholten sich zusehends und nahmen an Gewicht zu. Leider hatten sie nicht bedacht, dass sie durch Nichtstun und Herumsitzen schneller dicker wurden und die Luft allmählich knapp wurde. Es blieb ihnen nur noch ein Weg nach oben frei. Der schwere Waldboden musste nach oben gedrückt werden. Aber wie?

Die Gefangenen hatten kein Werkzeug und die Luft wurde immer schlechter. Da fasste einer von ihnen Mut und versuchte die darüber gewachsenen Wurzeln eines riesigen Eichenbaumes frei zu legen und abzuknicken. Es war harte und kraftvolle Arbeit. Alle rissen und zogen. Stück für Stück trugen sie die Erde um die Wurzeln des Baumes ab. Wichtelmännchen sah sich das nur kurze Zeit an, dann spuckte es in seine Hände, sprach eine kleine Kraftzauberformel und flugs gaben gaben sie unterirdischen Zweige durch seine Gewalt nach, sie brachen zum Teil sogar ab. Jetzt war eins zu beachten: Der Baum selbst. Es tat ihm so weh, weil ein Teil seiner Wurzeln abgeknickt wurde. Er hatte Schwierigkeiten die Balance zu halten. Er schwankte und schwankte, um sein Gleichgewicht zu halten und stöhnte vor Schmerzen. Trotz seiner allmählich schiefen Lage, ließ er die Menschen weiter graben, damit sie sich retten konnten. Das Loch wurde so groß, dass einer nach dem anderen in der Lage war, herauszukriechen. Der Baum hielt tatsächlich noch so lange stand. Dann fiel der mächtige Baum mit voller Wucht um. Den friedliebenden Menschen tat das unsäglich Leid. Selbst Wichtelmännchen nahm noch mal alle Kraft zusammen, um ihn wieder aufzurichten. Alle schaufelten mit ihren Händen das Loch zu und trampelten mit Füßen die Erde ganz fest bis der Baum halt hatte. Der Wächter war natürlich, aber erst im letzten Augenblick, aus seinem Schlaf durch diese eigenartigen Geräusche geweckt worden.

Zu spät! Ehe es ihm möglich war, seine Kameraden zu warnen, waren die friedlichen Menschen schon weit weg gelaufen. Dem Aufseher wurde ordentlich der Marsch geblasen , da er nicht genug aufgepasst hatte. Der Räuberhauptmann drohte ihm die gleiche Gefängnisstrafe an. Inzwischen hatten sich die gewalttätigen Männer versammelt und nahmen sofort die Verfolgung auf, um die guten Menschen wieder einzufangen. Die Tiere im Walde hörten davon und warnten die Flüchtlinge. Da die Bande sehr schnell war, zogen es die Verfolger vor, sich eine Weile irgendwo zu verstecken. Nun waren die sonst so angeblich klugen Krieger ratlos geworden. Sie sichten und fanden niemanden mehr. Bloß einer der Entkommenen hatte sich im unterirdischen Gefängnis einen schlimmen Schnupfen geholt und musste laut niesen. Das war gar nicht gut. Dadurch entdeckte man. Abermals wurden sie in eine schrecklich dunkle Höhle getrieben und noch sicherer untergebracht.

Doch so konnte es nicht weitergehen. Irgendwie musste ihnen geholfen werden. Sie waren doch friedfertige Menschen. Warum gewinnen nur die, die Waffen haben und Krieg führen? „Wir müssen eine Lösung finden“, meinten alle Tiere. So geschah es, dass eines Tages ein Wanderer durch den Wald ging und traurige Menschenstimmen hörte. Er verhielt sich ganz ruhig und umging vorsichtig diese Stelle. Als er in das naheliegende Dorf kam, erzählte er im Wirtshaus den Leuten, was passiert war. Die Gäste lächelten über seine Schilderung und der Wanderer wunderte sich über die Gleichgültigkeit dieser Leute. Was er nicht wusste, dass sie heimlich die kriegerischen Männer unterstützten, die doch nur darauf aus waren, Land in Besitz zu nehmen und die Menschen, die dort lebten, zu verjagen. Sie packten den armen Fremden am Kragen und setzten ihn vor die Tür. Auch bekam er nichts zu essen und zu trinken. Bis zum nächsten Wirtshaus hatte er noch eine weite Strecke zu laufen. In dieser Zeit wurden die beklagenswerten Gefangenen für ihre Flucht mit Stockschlägen bestraft und bekamen nichts für ihr leibliches Wohl. Sie hatten unheimlich Hunger und waren dem Verdursten nahe. Jetzt hatten sie, da sie unter härteren Bedingungen gefangen worden waren, eine andere Möglichkeit zur Flucht zu suchen. Dazu verhalf ihnen ein ganz einfachen Trick. Sie lockten den Bewacher an den Höhleneingang und schnappten ganz schnell seine Füße. Just in diesem Moment banden sie diese mit den´Riemen seiner Schuhe zusammen, so dass er hinfiel. Er konnte nicht rufen oder schreien, weil er zu weit weg von seinen Kameraden war. Der erste, der aus der Höhle kroch, schnappte sich den Krieger, zog ihn an den nächsten Baum und gurtete ihn dort fest. Wieder entkamen alle und kehrten nach Hause zurück.

Unser Wichtelmännchen hatte jedoch Bedenken. Es wusste, der letzte Vorfall war noch nicht ausgestanden, denn die Truppe mochte keine Niederlage und sann auf Rache. Seine Vorstellung war doch die gütliche Einigung. Wie konnte es solche Menschen überzeugen, dass sie endlich von ihrem Tun ablassen. Zunächst hielt er sich ein bisschen zurück. Alleine konnte es sowieso nichts ausrichten. Es suchte nach eine Möglichkeit und fand sie schließlich. Es ließ sich den selbst ernannten Räuberhauptmann rufen. Beide trafen sich an einer neutralen Stelle. Es war abgemacht worden, dass keiner den anderen durch irgendwelche Hintermänner angreifen durfte. Man verstand sich zwar und versuchte eine gemeinsame Lösung zu finden. Leider kam keine Einigung zustande, was die Angelegenheit sehr erschwerte. Das Verhältnis beider Lager blieb weiterhin gespannt. Die Krieger überfielen, wie sie es gewohnt waren, Dörfer und zerstörten sie. So schwer es für sie war, die notleidenden Menschen ließen sich nicht beirren. Auch sie wollten keine Auseinandersetzung.

Unter den Mitbewohnern war ein selbstbewusster Mann, der den Leuten versprach, ihnen zu helfen. Er wusste auch wie. Alle waren glücklich darüber. Bald zeigte es sich, dass er in Wirklichkeit nur seinen Vorteil bei den bösen kriegerischen Menschen suchen wollte. Als die friedliebenden Leute das erfuhren, erklärten sie: „Das machen wir nicht mit. Wir wollen in Ruhe und Frieden leben.“ Das passte diesem Herrn nicht. Dies hatte zur Folge, das er zu den bösen Menschen überlief, und sogar gegen seine Leute kämpfte.

Die Menschen litten unter den schrecklichen Auswirkungen dieses Krieges. Sie hatten nicht mehr zu essen und eine fürchterliche Seuche brach aus, an der viele Dorfbewohner starben. Das Dorf wurde niedergebrannt und jegliche Beute mitgenommen. Das alles sah unser Wichtelmännchen. Darüber wurde es sehr zornig. Es trank seinen Kraftzaubertrank, von dem es sehr stark wurde. Mit Kraft und seiner Unsichtbarkeit durch seine Tarnkappe machte es den Schurken das Leben schwer und sogar teilweise kampfunfähig, in dem es sie verletzte. Als sie wieder gesund waren, d.h. Ihre Wunden verheilt waren, ging es erst richtig zur Sache.

Kapitel 3:

Das Wichtelmännchen beobachtet die Krieger

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