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Kapitel 9:
Krieger nehmen Zwergenkind als Geisel und Lagebesprechung der Zwerge

Einige Wochen gingen vorüber. Es folgten eine wundervolle Zeit der Ruhe und Entspannung. Alle fühlten sich glücklich. Jeden Tag trafen sich einige Zwergenkinder zum Spielen. Ihre piepsigen Stimmen waren noch in weiterer Entfernung vernehmbar. Vertieft in ihrem Spielen, bemerkten sie nicht, als erneut die kriegerischen Horden in den Wald eindrangen und ihre versteckte Beute suchten. Da die Krieger ihr Lager nicht mehr entdecken konnten, wurden sie wild und nahmen sich ein Zwergenkind als Geisel. Das Geschrei der Kids war weithin hörbar. Sie liefen ganz schnell nach Hause und waren so in Eile, dass einige unter ihnen ihre kleinen Pantöffelchen verloren. Sie schilderten den Zwergeneltern was sie erlebt hatten. Wichtelmännchen wurde ganz ärgerlich, zog seine Tarnmütze auf und trank zusätzlich seinen kräftestärkenden Tee, der schon nach einigen Minuten wirkte.

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Sofort schlich es aus seiner Behausung, stapfte, um leise zu sein, über den moosigen Waldboden hinüber zum alten Mann in der Tropfsteinhöhle. Es mobilisierte alle Zwergenfamilien und versorgte sie mit Tarnkappen und Krafttrank. Als alle unsichtbar waren, schritten sie zur Tat. Sie umringten die Horde und trieben sie in die Enge. Danach bauten sie eine lebende Pyramide und der oberste Zwerg beugte sich über die bösen Männer und entriss ihnen mit einem Ruck das kleine Kerlchen. Der große Mann musste aufpassen, dass keiner während des Überfalls von der menschlichen Pyramide abstürzte. Es ging alles derart schnell. Keiner der Krieger wusste wie ihm geschah.

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Verdutzt, fassungs- und sprachlos standen sie beisammen, denn so eine Schmach hatten sie bis jetzt noch noch nicht erlitten. Einer der Männer, der sich zuerst von seinem Schock erholt hatte, meinte: „Hier scheinen Geister am Werk zu sein, ich habe niemanden gesehen!“ Das war eine schreckliche Niederlage, die ihnen durch die kleinen Zwilche beigebracht wurde. Aber einem der Halunken fiel ein, dass sie auf einem Gebiet standen, wo sich viele solcher Knollennäschen aufhalten. Eigentlich bringen diese Wesen dem Menschen Glück, wenn sie auch ungesehen in ihrem Revier wuseln.

Diese Horde, die nur Arges im Sinn hatte, mussten sie überlisten. Unterdessen verschwanden die Zwerge und der nette Höhlenbewohner. Sie freuten sich über ihren Erfolg. Die Zwerge und Wichtels und Gnomen und Zwilche, wie man sie auch nennen mag, feierten ihren Triumph bis tief in die Nacht hinein.

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Am nächsten Tag, als die Sonne den höchsten Stand erreicht hatte, trafen sich die Zwerge um feste Pläne zu schmieden. Sie vertrauten einander, so dass sie über alle ihre Probleme sprechen konnten. Zunächst wurde der älteste Zwerg als Oberhaupt gewählt und das war natürlich Herr Wichtel. Er konnte jetzt bestimmen, welche von den eingebrachten Themen besprochen werden sollten. Selbstverständlich durfte nur das durchgeführt werden, womit die Mehrheit der Zwerge einverstanden war. Als erstes beratschlagte man, wie die Kriegsgüter an ihre Besitzer zurückgegeben werden sollten. Das war sehr schwierig, denn sie wussten überhaupt nicht von wem die Gegenstände waren und wo die Eigentümer wohnten. Also fasste man den Entschluss, die ganze Angelegenheit eine Weile auf sich beruhen zu lassen. Des weiteren suchten die Familien nach einer Lösung, ihre Kinder für das künftige Leben vorzubereiten. Sie sollten auf alle Gefahren, die überall im Wald lauerten, aufmerksam gemacht werden. Manche unter ihnen waren so arglos und neugierig, dass sie imstande waren, sie selbst Schaden zuzufügen. Wichtig war zu erfahren, wie viele Zwergenkinder es in der Umgebung gab. Schließlich wurde der begabteste Zwerg zum Lehrer ernannt. Er konnte den Knirpsen so spannende Geschichten erzählen ohne sie zu ängstigen, nannte Beispiele, wie sie sich großen Menschen gegenüber zu verhalten haben. Vor allen Dingen sollten sie stets achtsam sein. Wichtig ist, flink wie ein Wiesel zu sein. Dafür gab es extra Überstunden, in denen Schnelligkeit und Reaktion geübt wurde. Darauf freuten sich die Zwergenkinder ganz besonders. Sie zeigten dabei bemerkenswertes Geschick.

Es war eine große Freude zuzusehen, wie sie mit ihren kurzen Beinchen Hindernissen auswichen. Hin und wieder stolperte einer von ihnen über einen kleinen Ast. Das tat ihm nicht weh. Im Gegenteil, sie lachten sich kaputt über ungewollte Purzelbäume. Trotzdem meinte ihr Lehrer, dass sie noch nicht genügend aufpassen würden. Jeder der Zwergenkinder trainierte so lange bis es alles verstanden hatte. Wenn die Kinder nach Hause kamen, berichteten sie ihren Eltern, was sie gelernt hatten. Sie wurde jeder Schultag ein Spaß. Auch wenn sie schon mal ein paar Stunden ruhig dasitzen mussten, sie hörten stets aufmerksam zu. Ihnen wurde beigebracht, wie man Tiere an ihren Lauten erkennt.

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Im Winter hinterlassen Fuchs, Hase, Eichhörnchen, Rhe und Hirsche im Schnee unterschiedliche Fährten, da jedes dieser Tiere einen speziellen Gang hat. Murmeltiere, Hamster, Igel, Siebenschläfer und Fledermäuse halten Winterschlaf. Doch ab und zu, wenn sie Körpertemperatur sehr niedrig wird, wachen sie in der kalten Jahreszeit auf und gehen auf Nahrungssuche.

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Ja, da die Zwerge nur im Wald leben, mussten sie auf jeder Art von Gefahr hingewiesen werden. Sie dürften nicht alle Beeren naschen. Ein Teil dieser Früchte sei sehr giftig. Desgleichen lernten sie zwischen essbaren und todbringenden Pilzen, wie zum Beispiel der Fliegenpilz, der an seinem roten Hut mit weißen Flecken sehr leicht zu erkenne ist, unterscheiden. Der Unterricht war faszinierend, weil der Lehrer ihre Neugier weckte. In ihrer schulfreien Zeit und bei schönem Wetter trieben sie Schabernack mit ihren Freunden. Manches mal spazierte ein Igel über den unebenen Waldboden und die kleinen Naseweise krochen hinter ihm her. Er witterte Gefahr, rollte sich zusammen und zeigte nur noch seine Stacheln. Die Zwergenkinder ließen daher sehr schnell von ihm ab und tobten weiter durch den Wald.

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Alle vier Jahre im Frühjahr freuten sie sich auf die Maikäfer, die sie einfingen und dann wieder krabbeln und fortfliegen ließen.

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Kapitel 10:
Vorbereitungen für den Winter und das Unwetter

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